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Das 3+1 der Fotografie

Du suchst nach einem schnellen und einfachen Einstieg in die Grundlagen der Fotografie? Perfekt, dann bist du hier genau richtig. Ich werde deine Zeit nicht mit endlosen Abhandlungen verschwenden, die mehr Verwirrung schaffen als Klarheit. Hier findest du die 3+1 Faktoren, die dir helfen, die Momente in deinem Leben einzufangen, die dich bewegen. Ohne Ausschweifungen, klar und schnell.

Auf geht's!

Die Einstellungsmöglichkeiten in den Menüs der Kamera mögen einen zunächst überfordern. Um kreativ mit der Technik umgehen zu können, genügt aber schon ein Basiswissen, welches lediglich aus drei Faktoren besteht. Diese Faktoren sind gewissermaßen die Stellschrauben, mit denen jedes Bild aufgenommen wird, auch unmerklich im Hintergrund im Automatikmodus. Sie sollten bei jeder Aufnahme bedacht werden.

Diese Faktoren sind: Blende, Belichtungszeit und ISO.

1 • Blende

Die Blende ist das Auge der Kamera und bestimmt, wieviel Licht auf den Sensor trifft – je kleiner die Blendenöffnung, desto dunkler das Bild.

Im Folgenden ist eine Blendenreihe mit vollen Werten dargestellt. Die Blendenöffnung wird in der Form f/Wert angegeben. Von Schritt zu Schritt halbiert sich die Menge des durchgelassenen Lichts. Für genauere Einstellungen bieten die meisten Objektive Zwischenwerte in Form von Dritteln. Und bitte beachten: Mit abnehmender Blendenöffnung steigt die Zahl.

f/ 1 1.4 2 2.8 4 5.6 8 11 16 22

viel Licht >>> weniger Licht

Neben dem Durchlassen von weniger oder mehr Licht hat die Blende auch noch einen sehr wichtigen visuellen Einfluss auf das Bild: Je kleiner die Blendenöffnung, desto mehr Tiefenschärfe hat das Bild, sprich: ein größerer Bereich wird scharf abgebildet. Bei Portraits ist oft Umgekehrtes das Ziel: Das Gesicht der Person soll scharf abgebildet sein, während der Hintergrund schön unscharf verschwimmt.

Bild: Die Toskana im abendlichen Licht Der weich verschwimmende Busch im Vordergrund führt den Blick zum scharf abgebildeten Dorf im Hintergrund – möglich durch eine große Blendenöffnung bei f/1.8.
© Dennis Meene

Nicht jedes Objektiv bietet eine maximale Blendenöffnung von 1.4 oder gar 1. Neben der Möglichkeit, den Hintergrund weicher ausblenden zu lassen, ist der wichtigste Kaufgrund für solch ein Objektiv, dass man auch in dunklen Lichtsituationen noch ohne Stativ aus der Hand fotografieren kann. Denn: Je weniger Licht auf den Sensor gelangt, desto länger muss die Belichtungszeit gewählt werden, damit das Bild ausreichend hell ist.

2 • Belichtungszeit

Neben der Menge ist auch die Dauer des auf den Sensor fallenden Lichts entscheidend. Dies ist das wichtigste Wechselspiel, das beim Fotografieren stets bedacht werden muss: Je weniger vorhandendes Licht oder je kleiner die Blende, desto länger muss die Belichtungszeit gewählt werden, um ein ausreichend helles Bild aufnehmen zu können. Hier gilt: Eine Verdoppelung der Belichtungszeit führt zu einem doppelt so hellen Bild.

Vorsicht: Wird die Belichtungszeit zu lang, ist ein verwacklungsfreies Fotografieren aus der Hand nicht mehr möglich. Als Faustformel gilt: Die Belichtungszeit sollte nicht länger als der Kehrwert der Brennweite sein. Fotografiert man beispielsweise bei einer Brennweite von 50 mm, sollte man eine Belichtungszeit von 1/50 s oder kürzer wählen.

Bild: Langzeitbelichtung am Rissener Ufer Extreme Belichtungszeiten erfordern den Einsatz eines Stativs, können aber Bilder mit außergewöhnlicher Wirkung ermöglichen. Hier wurde ca. 4 Minuten lang belichtet, um die Wolken verschwimmen zu lassen und das Wasser spiegelglatt zu machen. © Dennis Meene

3 • ISO

Bei sehr wenig Licht ist es selbst bei einer sehr offenen Blende nicht mehr möglich, die Belichtungszeit so niedrig zu halten, dass verwacklungsfrei aus der Hand fotografiert werden kann. Hier kommt der dritte Faktor ins Spiel: der ISO-Wert, der die Lichtempfindlichkeit des Sensors bestimmt.

Eine Verdoppelung dieses Wertes führt zu einem doppelt so hellen Bild. Das klingt zunächst verlockend – einfach den ISO hochdrehen und auch abends oder nachts gelingen scharfe Bilder aus der Hand. Leider gibt es dabei einen Haken: Je höher die Lichtempfindlichkeit des Sensors, desto mehr Störsignale werden aufgenommen, die sich als Rauschen im Bild bemerkbar machen und ihm dadurch die Details nehmen und es verwaschen erscheinen lässt.

Bild: Fotografie in der Nacht Fotos in der Dunkelheit aus der Hand fotografiert erfordern einen intensiven Gebrauch des ISO, in diesem Fall lag der Wert bei 6400. Ein Rauschen (s. Vergrößerung der Wand oben links) bleibt dabei leider nicht aus. © Dennis Meene

Der ISO-Wert immer möglichst niedrig gehalten und nur im Bedarfsfall erhöht werden. Priorität haben immer Blende und Belichtungszeit.

+1 • Brennweite

Anders als die drei beschriebenen Faktoren wirkt sich die Wahl der Brennweite nicht auf die Helligkeit des Bildes aus, sehr wohl aber auf die Gestaltung und Wirkung.

Was der Anfänger "zoomen" nennt, ist korrekt bezeichnet das Verändern der Brennweite, und damit des Bildwinkels und
-ausschnitts
. Die Brennweite lässt sich grob in drei Bereiche gliedern: Weitwinkel (bis ca. 30 mm), Normalbrennweite (um die
50 mm) und Telebrennweite (ab ca. 80 mm).

Je kleiner die Brennweite, desto größer ist der Ausschnitt des Bildes. Aber auch: Je kleiner die Brennweite, desto größer sind die Verzerrungen im Bild und desto weiter scheinen Objekte im Vordergrund von welchen im Hintergrund entfernt zu sein. Andersherum gilt: Je größer die Brennweite, desto näher wandern Vorder- und Hintergrund zusammen und das Bild wirkt weniger dreidimensional.

Bild: Weitwinkel – Hamburger Hafen bei Nacht Eine Weitwinkel-Aufnahme bei einer Brennweite von 12 mm. Die Linien der Brücken ziehen sich vom Horizont bis über das gesamte Bild zum Betrachter hin. © Dennis Meene

Bild: Normalbrennweite – Straßenfotografie in Blankenese Aufgenommen bei einer Standard-Brennweite von 34 mm gibt es hier keine Verzerrungen. Das Bild wirkt relativ flach und geometrisch, und kommt in etwa dem Blickfeld des menschlichen Sehens nahe. © Dennis Meene

Ein anderer wichtiger Effekt: Je kleiner die Brennweite desto größer ist die Tiefenschärfe bei ansonsten identischer Einstellungen. Hier zeigt sich der Grund, warum Portraitfotografen Normal- bis Telebrennweiten bevorzugen: Im Weitwinkelbereich würde es zu starken Verzerrungen im Gesicht kommen, die der Schönheit nicht unbedingt zuträglich wären. Zudem ist die Tiefenschärfe bei größeren Brennweiten geringer, wodurch sich die fotografierte Person besser vom Hintergrund abheben kann.

...und nun die Kamera geschnappt und auf nach draußen!

Du hast nun die grundlegenden Faktoren kennengelernt, die beim Aufnehmen von Bildern eine Rolle spielen. Nun ist es Zeit, deiner Kreativität freien Lauf zu lassen und selber das Zusammenspiel von Blende, Belichtungszeit, ISO und Brennweite kennenzulernen.

Auch wenn die ersten Ergebnisse dich vielleicht nicht zufrieden stellen, empfehle ich das Bedienen deiner Kamera im manuellen Modus. Teste dich heran. Ist dein Bild zu dunkel? Kann die Blende größer gewählt werden? Ist längeres belichten möglich, ohne dass das Bild verwackelt? Du wirst feststellen, dass dir schon nach kurzer Zeit nicht nur die Wahl der Einstellungen deutlich souveräner gelingen wird, sondern du auch in der Lage bist, damit bewusste Entscheidungen zur Gestaltung des Bildes zu treffen.

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Und nun: Viel Spaß beim Fotografieren!